[tempus fugit]
Ich lag im Bett. Das Zimmer schwamm kalt unter den Füßen, im Flur Dunkelheit und im kleinen Ofen in der Küche die Asche des gestrigen Tages. Die Wand schuppenflechtend und der Putz gab in großen Wabenmustern die Ziegel preis. Wie Augen schauten sie auf mich. Ich schlug die Decke zurück und legte die Hand … Schloss ich die Augen wandelten sich die Ziegel in blinzelnd schlagende Gedanken. {Medusen} Ich wusste um die Asche, die das gestern repräsentierte, doch vom Heute blieb nichts außer den Momenten, in denen der Brustkorb von innen beklopft schmerzte. Wo war sie? Wo war Amandine und wann käme sie zurück? Ich öffnete die Augen und die Ziegel glotzten aus ihren Wabenbrillen. Ich zündete mir eine Zigarette an und onanierte nackt im Bett auf den Laken liegend. Nachdem ich … rauchte ich langsam und ohne Gedanken und ohne Gefühl zu Ende und ließ den Zigarettenrest in das neben den Bettbeinen stehende Weinglas fallen. Ein merkwürdiges Geräusch stieg daraus empor und auf den Resten des Weins schwamm wie Schaum ein Ascherest. Ich stand auf und ging zu den wundklaffenden Ziegeln. Mit schwarzem Wachsstift schrieb ich tempus fugit an die Wand.
[sero sapiunt]
Du bist wie ich war. Du wirst sein, wie ich bin. {wie ich :war -so bist du. wie ich :bin -so wirst du sein}
[met et fel]
Die Zeit lag süß auf meinem Knie. Ich rieb mir die Hände und las ihren Brief nochmals, langsamer, leise jedes Wort murmelnd, jedes Wort aus dem französischen ins das klappernde Deutsch übersetzend. Nun war das Heute mein Gestern geworden und alles lag in der Vergangenheit. Süß und duftend, wie Honig und Milch benebelten mich die Erinnerungen an ihre Küsse und ihre Hände, wie sie mein Gesicht umschlossen und es und meine Gefühle betteten. Meine Gefühle, die im Kopf lungerten, die Gedanken stachen und das Herz kalt ließen. Ihr Brief in all ihren Worten, die mir so vertraut schienen, aber ich hörte nur meine Stimme beim Vorlesen und das Echo schwamm von den Wänden in meinen Kopf.
[Herbstblätter]
[Novemberschnee]