Die Kischen lassen ihre Blütenblätter los. Weiße Flocken geben kleine grüne Kerne frei; rote und rosane verlassen die Baumkrone ohne Geheimnisse preiszugeben. Sie lag im Gras, den Kopf an einem Stamm abgelegt und schaute in die Blüten der Kirschen und Schlehen. Weiß standen die kleinen Bäume der Schlehen und in Monaten hätte die weißen Blüten schwarzblaue Früchte geboren. Sie schaute den Blüten beim Fallen zu. Als Kind hatte sie im Regen stehend den Kopf nach oben gereckt und die Zunge ausgestreckt. Regentropfen trinken. Nun lag sie untern den Blütenbäumen und wusste, dass sie den Kopf nur noch dem Schnee entgegenhielt. Geküsst wollte sie werden. Die kleinen weißen Blütenflocken fielen um ihr Gesicht, nur wenige blieben auf ihrer Stirn liegen. Sie waren ganz kühl von ihren Gedanken und sie wischte sich über die Augen. Die Blütenblätter ließ sie auf ihrer Stirn ruhen, bis sie von ganz weiß geregnet war. Sie konnte den Duft der Blüten riechen und begann die fallenden Blüttenblätter zu zählen. Wie Schneeflocken tanzten sie im Licht und waren doch so viel schwerer. Sie lächelte die Blüten an, atmete tief und ruhig. Als sie eingeschlafen war, wachte sie in der Wirklichkeit auf. Kalter Regen fiel in schwarze Pfützen und graue Gehwege.